Roadtrip durchs Allgäu

Als Allgäu wird die Landschaft im Süden des bayerischen Regierungsbezirks Schwaben, sowie ein kleiner Teil Baden-Württembergs bezeichnet.
Manchmal liegt das Gute so nah: Um einen entspannten Urlaub in herrlicher Landschaft zu verbringen, müsst ihr gar nicht unbedingt ins Ausland fahren. Malerische Natur, sattes Grün und bunte Pflanzenvielfalt findet ihr direkt vor der Tür.

Am 9.8. starteten wir entspannt unseren diesjährigen Roadtrip , wie immer mit MB 100 Camper „Morla“ , in Richtung Süden von Deutschland.

Es war unglaublich heiß. So hielten wir die erste Tour kurz und machten einen Zwischenstopp in Jena auf einem Campingplatz mit Badesee ( Camping-Jena/ Neuengönna). Ich hatte in diesem Jahr einige Campingplätze vorab gebucht, da wir uns in Zeiten von Corona nicht sicher waren ob man ohne „geplantes Ziel“ einfach so  mit dem Bus rum fahren darf. Ebenso haben wir uns die Fallzahlen der Coronainfektionen in den einzelnen Landkreisen angesehen und versucht große Städte zu meiden. Es sind schwierige Zeiten.
Aber es ist nicht unmöglich Urlaub zu machen.

Nach dem Frühstück ging es direkt weiter. Unser nächstes Ziel war Sand am Main (Landkreis Haßberge, Bayern).  Hier wollten wir 2 Nächte bleiben. Im Internet sah der Campingplatz sehr ansprechend aus, ebenso der nahegelegene See.
Als wir ankamen, wurde uns ein ein Stellplatz ohne Rasen, quasi im Drecksand zugeteilt und der See war auch nix zum baden , sondern eher was für Stand Up Paddler und Tretbootfahrer.
Zu allem Übel wurde ich von einer Wespe gestochen. Die Stimmung passte sich dem Wetter an. Es zog nämlich ein übles Unwetter auf. Wir versuchten das Beste draus zu machen. Immerhin ist es ja trocken und kuschelig im Bus.
In der Nähe gab es den kleinen Ort Zeil am Main, den wir am nächsten Tag fußläufig besuchten. Hoch über Zeil am Main liegt eine kleine Bergkapelle, die als Zeiler Käppele bekannt ist. Am heutigen Platz der Wallfahrtskirche stand bereits im Jahr 1250 eine kleine Kapelle. Zu dieser führte ein .Prozessionsweg mit 12 oder 14 Stationen, den schon Pilger seit jeher gingen.
Bei 35Grad pilgerten wir also.  Zum Glück lag das Ganze im Wald, war aber verdammt steil.

Oben angekommen erstrahlte die einsame Kapelle mit einem wunderschönen alten Steinaltar, sowie einer Mega Aussicht übers Maintal.
Dahinter gab es einen Obstgarten mit prächtigen Äpfeln. Vergleichbar mit dem Garten Eden.
Ebenso eine Kräuterspirale mit einem Schild auf dem der Hinweis stand, man solle in das Labyrinth der Spirale gehen zurück bis zu seiner Geburt. Dann wieder zurück bis zum Jetzt. Ich fand es sehr interessant und es bot uns viel Stoff zum Reden als wir den Berg wieder Hinab stiegen.

Am nächsten Tag entschieden wir uns die mittelalterliche Stadt Rotheburg ob der Tauber zu besichtigen.  Es war allerdings wieder sehr heiß und auch die Dichte an Menschen nahm hier zu. So dass es uns in den Burggarten verschlug. Dieser war traumhaft schön und die Aussicht von hier aus herrlich.

An diesem Tag hatten wir keinen Campingplatz gebucht und wollten frei stehen. Es ist eh viel schöner sich treiben zu lassen und irgendwo die Nacht zu verbringen, wo es einem grad gefällt. Dank Smartphone  und google Maps fanden wir zum späten Nachmittag einen See in Wettringen (Hardweiher). Es war ein Waldsee mit Parkplatz. Perfekt zum Übernachten.
Ein wunderschönes idyllisches Plätzchen mit nur wenigen einheimischen Badenden.
Hier zog ich mir allerdings den zweiten Wespenstich des Urlaubs zu. Danach wurden wir schlauer und verbrannten Kaffeepulver , um die aufdringlichen, aggressiven Biester fern zu halten.

Morgens gingen wir dann nochmal schwimmen und fuhren weiter.
Für diesen Tag hatte ich wieder einen Campingplatz gebucht, somit war das nächste Ziel: Markt Wald. Das war dann endlich auch richtiges Allgäu. Die Wiesen wurden grüner , immer mehr Kühe in allen erdenklichen Farben und die Berge… herrlich wie aus der Butter Werbung oder dem Windows Hintergrund. Der kleine Womo Stellplatz der Familie Settele war sehr einfach , sowie günstig und die Womos standen im Vergleich zu den Ferienwohnungen und Zelten recht weit weg. Jedoch hatte man so seine Ruhe und den direkten Blick auf einen See.
Auch hier war es nicht sehr voll. Doch besonders freundlich erschienen uns die Bayern bis dato nicht.

Der nächste Tag gestaltete sich etwas anders als geplant und ich musste beginnen meine Pläne zu verwerfen und mich wirklich dem Busleben und den Wendungen im Leben hinzugeben.
Daniel hatte sich etwas verknackst. Er konnte sich nicht bewegen und klagte über üble Rückenschmerzen. Wir suchten also einen Osteopathen auf, der ihn schnellstmöglich wieder einrenken sollte. Ich stellte fest, dass ich mich eh bei der Planung vertan hatte und wir am nächsten Tag nicht 1 Tag Puffer, sondern 2 hatten… Von hier an gings bergab 😀
Nein das stimmt eigentlich nicht, es geht im Allgäu meistens bergauf.

So führte uns unser Weg in die Kneippstadt Bad Wörishofen.
Daniel konnte hier zum Osteopathen gehen und wir fanden auch einen prima Stellplatz an der Therme im Ort. Wir legten also einen Wellness Tag ein.
Für 10€ bekam man hier einen netten Stellplatz mit Strom und konnte zum duschen und erholen in die Therme gehen.
Auch hier war es kein Problem den Menschen mit gebührend Abstand zu begegnen und obwohl einige Dinge in der Therme geschlossen waren , konnte man viele Wellness Anwendungen nutzen.

Der 15.8. Mariä Himmelfahrt, ein Samstag ist in Bayern Feiertag. Das heißt es hat nichts auf, wirklich gar nichts. Merkt euch das , wenn ihr je da sein solltet. Wir hatten es nicht auf dem Schirm. Für das nötigste konnten wir an der Tankstelle einkaufen. Somit war etwas Sparflamme angesagt für das Wochenende.
Viele Menschen fuhren mit geschmückten Traktoren und in Tracht an uns vorbei.
Es war sehr imposant und wirkte etwas wie aus einer anderen Zeit.

Gegen Mittag hielten wir in der Nähe von Füssen am Forggensee.
Hier konnte man schwimmen gehen mit einem herrlichen Blick auf das Schloß Neuschwanstein.  Die Lage des Schloßes ist schon Premium, auch das ganze Schloß ist eine Augenweide. Klar hätte ich gern das Innere gesehen. Doch auf Schlange stehen und überteuerte Tickets + schwierige Parksituation , für uns doppelt schwierig, da unser Bus recht hoch ist… hatten wir schlicht keinen Bock. Und so entspannten wir uns lieber am See.

Hier um Füssen ist es arg schwierig mit dem wild campen. Alles ist sehr touristisch erschlossen und überall gibt es Verbotsschilder. Auch die app „Park4night“, die uns sonst schon oft geholfen hatte, gab hier keine passende Idee.
Hinzu kamen zig Umleitungen und Straßen Sperrungen.
Es war eine Odyssee…

Schließlich fanden wir durch Zufall ein kleines Örtchen mit dem schönen Namen„Wald“. Hier gab es einen ganz süßen Womo Stellplatz für 5€ die Nacht.
Kalt Duschen war im nahe liegenden Schwimmbad möglich.
Es war die Insel der Glückseligkeit. Die anderen Camper empfingen uns mega freundlich.
Man kam direkt ins Gespräch mit dem ein oder anderen. Es war so ein Kontrast zu vorher.
Wir standen direkt an einer Kuhweide. Wir gingen noch lange Spatzieren durch dieses satte Grün an Wiesen und Wald und saugten alles auf. Spät saßen wir noch vorm Bus und tranken Wein und blickten in einen so klaren Nachthimmel voller Millionen Sterne, die man bei uns gar nicht sieht.

Der nächste Tag führte uns dann nach Dietmannsried. Hier hatte ich mir schon lange im Vorfeld einen Tagesritt auf dem Araber Gestüt Schilchernhof gebucht. Ich war in totaler Vorfreude. Ich bin schon so lange ein großer Araber Fan.
Doch der dazu gebuchte Campingplatz war ein Reinfall, ebenso das man fast nirgends Netz hatte. Wir beschlossen einfach schon zum Gestüt zu fahren und zu fragen ob wir nicht da stehen können die Nacht über. Gesagt getan, Frau Markert-Bäumer war sehr freundlich und ließ uns dort am angrenzenden Flugfeld ( Ihr gehört auch ein kleiner Drachenflieger –Platz) ausnahmsweise stehen.

 

 

 

 

Es ging am nächsten Tag schon 7:30 für mich los. Ich stand quasi mit dem Sonnenaufgang auf. Leider spielte das Wetter nicht so mit.
Das Gestüt ist idyllisch gelegen. Riesige Koppeln und eine große Reithalle.
Eine Horde Gänse watschelt hinterm Haus, zwei Hunde balgen sich im Vorgarten, in einem riesigen Käfig hoppeln unzählige Kaninchen, auf den Weiden grasen Rinder und galoppieren Araber. Hier wird so mancher Pferdetraum wahr!

Nach dem kennen lernen der Pferde, sowie eigenständigem putzen und satteln, wurde zunächst kurz Probe geritten  in der Halle.
Trotz Regen versuchten wir aber dennoch unser Glück und starteten Richtung Wald.  Araber Wallach El Salvador war sehr weich und feinfühlig, unglaublich rittig und man merkte auch gleich die Kondition des gut ausgebildeten Distanz Pferdes.  Wir brauchten einen Moment uns aneinander zu gewöhnen, doch dann genoss ich den flotten Ritt und die herrliche Landschaft. Es ging in langen Trab und Galopp Strecken durch dichte Waldwege und vorbei an Kuhkoppeln, über Wiesen bergauf und bergab, über Stock und Stein. Oft hatte ich das Gefühl, dass seine Hufen den Boden gar nicht berührten. Er war unglaublich schnell und spritzig. Man merkte direkt mit welcher Freude er rannte und dass diese Strecken ihn gerade mal warm laufen lassen. Leider konnten wir nur 2 Stunden reiten und nicht wie geplant 5, der Regen wurde immer stärker.  Frau Markert –Bäumer ist sehr professionell und konnte mir während des Rittes auch das eine oder andere über den Hof erzählen.
Durch die ganzjährige Weidehaltung auf 17 HA, und die zusätzliche Alm im Sommer wachsen die Pferde robust, gesund und fit auf. Die Weitläufigkeit des Geländes ermöglicht, dass die Pferde bis zu 25 km am Tag auf den Weiden laufen. Sie trainieren sich also ein Stück weit selbst. Sie war 2011 deutsche Meisterin im Distanz Reiten. Inzwischen verschiebt sich der Schwerpunkt des Gestütes mehr auf das Training der Distanzpferde, Reitkurse, Beritt, Urlaubsangebote und Feriengäste. Ich war sehr begeistert und komme sicher noch einmal wieder!

Am 18.8. ging es für uns weiter nach Nürnberg. Wir wollten gemeinsam mit einer Freundin noch ein paar Tage in die fränkische Schweiz zum wandern fahren.
Unsere Freundin Alex kannte sich etwas aus und führte uns nach Streitberg.
Dort fanden wir einen Parkplatz mit Womo Stellplatz inkl. Toilettenhäuschen für 8€ die Nacht, in fast menschenleerer Lage von wo aus wir unsere Wanderungen starten konnten.

Der schönste Wanderweg in der fränkischen Schweiz soll sich im Wiesenttal befinden, habe ich gelesen. Wobei schön ja relativ ist, der eine wandert lieber flach ohne größere Anstiege, der andere hat es lieber anspruchsvoller. Aber eines kann ich euch bereits jetzt verraten, die Wanderung von Streitberg entlang des Wiesenttalwanderweges nach Muggendorf und dann weiter auf die andere Seite des Wiesenttals hinauf zur Burgruine Neideck, ist definitiv eine Wanderung die ihr erlebt haben solltet. Es gibt kleine Holzbrücken über Bachläufe, karstige Felsen, steile und weniger steile Waldwege. Immer mal trifft man ein paar Wanderer, doch im Großen und Ganzen lauschen wir nur den Geräuschen des Waldes.
Vom Burgturm hat man eine prima Aussicht übers Wiesenttal.

Hungrig vom Wandern entdecken wir auf dem Rückweg ein still gelegtes Schwimmbad hinter dem sich eine Wiese befand mit extra Zugang zum Wasser und einer Feuerschale. Der perfekte Grillplatz!  Wir saßen noch lange am Feuer mit Grillgut und Wein und ließen die Seele an diesem wunderschönen Ort baumeln.

Am nächsten Tag führte uns Alex zum Druidenhain. Die Wanderung erforderte schon mehr Kondition und war um einiges länger. Dennoch ging es wieder durch Wald und Wiese, vorbei an Felsen und Schluchten. Ich glaube fast 2 Stunden dauert es , bevor wir am Ziel waren.

Die in langen Reihen aufgestellten Felsbrocken beflügeln schon lange die Phantasie der Besucher dieses mystischen Ortes mitten im Wald. Dem Volksglauben nach soll dies eine Kultstätte für keltische Priester (Druiden) gewesen sein. Wissenschaftlich bewiesen ist dies jedoch noch nicht. Doch auch so macht es Groß und Klein Spaß sich durch die Felsen zu schlängeln.
Die Magie dieses Ortes ist spektakulär. Wir legten uns oben auf das Stein Plateau und ließen alles auf uns wirken. Das Rauschen des Waldes und die Sonne , die  ihr Licht schemenhaft auf die moosbewachsenen Felsen wirft, lässt das Tor zur Anderswelt erahnen.

 

Wieder zurück am Bus, konnten wir noch bei einer deftigen Brotzeit über die wunderschönen Felsen und alles erlebte philosophieren. Doch war das schon fast das Ende unserer Reise.
Wir fuhren weiter Richtung Leipzig und stellten fest, dass dies wohl der abwechslungsreichste Urlaub ever war!