Burlesque

Burlesque

von ca. 2009 bis ca. 2012 war ich Burlesque Tänzerin. Zunächst mit meiner damiligen Gruppe „PureSinz“ später Solo unterwegs.
Dahin gekommen bin ich übers Modeln und das kennen Lernen experimentierfreudiger, kreativer, ideenreicher Menschen. Nicht selten auch sehr trinkfester Menschen.
Man quatschte bei dem ein oder anderen Drink und hatte allerlei Ideen was man in eine Bühnen Show packen könnte, so kam eins ums andere.
Zu der Zeit war es auch kaum möglich eine Dita Von Teese nicht zu kennen. Die schillernde Schöne Ex von Marilyn Manson, machte das Burleske wieder modern.
Ich hatte auch ein großes gerahmtes Bild von ihr hängen.

Es hat mir damals riesen Spaß gemacht Kostüme zu entwerfen und zu basteln, mir Shows auszudenken, Storyboards zu schreiben und Musik durch zu hören die dazu passen könnte.
Kurz gesagt, kreativ zu sein!
Wir waren jung, hatten viel Zeit und Energie. Wir fuhren an den Wochenenden zu Auftritten und sahen viele Ecken von Deutschland und trafen andere Künstler und allerei illustre Menschen.
Es war eine tolle Zeit, keine Frage.

Bei mir war es jedoch so, das ich immer mehr in diese Bühnen Figur schlüpfte, ich entwickelte ein Alter Ego. Meine erschaffenen Figuren wurden zu mir wenn ich auf der Bühne stand.
So schirmte ich mich ab, vor den oft ungehobelten Menschen. Leider ist es so, dass die meisten sich Burlesque Shows wegen dem Unterhaltungsfaktor und der nackten Haut anschauen,
nicht wegen der Kunstform.
Ich war innerlich enttäuscht, wenn die Leute „Titten“ riefen und fühlte mich oft wie ein Stück Fleisch. Wo war das emanzipierte an Burlesque geblieben von dem immer alle reden? das Empowerment?
Vlt. waren wir zu „klein “ um die guten Bühnen Shows abzustauben. Aber es war nicht fair, Wochen -und- Monatelang eine Show einzustudieren, sich Gedanken zu machen über Inhalt und Sinn, dafür viel Geld für Kostüme und Requisiten auszugeben, um dann in eher gelanweilte oder aufgegeilte Gesichter zu blicken. Das war nicht das was ich mir vorgestellt hatte.
Nach einem unschönen Vorfall bei einer meiner letzten Shows allein in Berlin, beschloß ich Burlesque an den Nagel zu hängen.

Das Übersexualisierte in dieser Szene zu der Zeit wurde für mich unerträglich. ich wollte nicht mehr nur auf meinen Körper reduziert werden. Eine Frau die sich auf einer Bühne stilvoll nicht ganz entkleidet, ist noch lange kein Freiwild!
Ich sah mich als Künstlerin. Ich wollte doch nur Kunst auf Bühnen machen…

Ich liebte mich in meinen Kostümen. Ich fand mich darin großartig, stilvoll und sexy. Erhaben und fantasievoll. Doch ich war nicht in der Lage die Erfolge zu bekommen, die ich mir gewünscht hatte. Mein junges Mitte 20 ich, war eben nicht sonderlich Selbstbewusst und hatte noch nicht genügend Persönlichkeit um eine einnehmende Bühnenpräsenz vorweisen zu können.
Zudem wahrscheinlich auch nicht die richtigen Kontakte.

Jahrelang habe ich mich damit nicht mehr beschäftigt. Wollte weder Burlesque Shows noch Burlesque Shootings machen, noch weiterhin in dieser Schublade stecken.
Die Schublade werde ich wohl in diesem Leben nicht mehr los 😀 das habe ich inzwischen akzeptiert. Habe ich ja auch den Künstlernamen „Astarte“ behalten.

Ich konnte mich über die Jahre  in anderen Shooting ,-Theater,-Musikvideo-Bereichen etablieren und ausprobieren mit mehr und minderen Erfolgen.
Naja es war ein langer Weg und gefühlte 100 Leben. Oskar Wilde würde treffend sagen: „Wir sterben viele Tode, der Letzte ist nicht der schlimmste.“
Ich war immer ein bischen wie ein Phönix, der aus seiner eigenen Asche steigt und sich immer wieder neu ausprobiert. Immer auf der Suche, Ruhelos und Rastlos…

Es musste erst Januar 2020 werden bis ich soweit war mich dem Thema Burlesque ernsthaft nocheinmal zu nähern.

Ein kleines Shooting, nichts besonderes…ich sollte 3 Outfits zum Thema „Burlesque“ zusammen stellen.
Natürlich hatte ich meine Kostüme von damals behalten. Einige Federn waren nicht mehr im tadelosen Zustand, hier und da fehlten Pailetten und die Pasties klebten auch nur noch halb.
Alles etwas ramponiert und eingestaubt. Doch als ich es anhatte, spürte ich eine Magie, einen Zauber… Als ob jedes einzelne Kostüm noch immer zu mir spricht und das jeweilige Alter Ego beheimatet hatte, was ich getötet geglaubt.
Dies gemischt mit der Frau die ich heute bin, war ein krasses Gefühl.
Ich stand im Zwiegespräch mit meinem alten Ich.

Es ging dabei nicht um das Shooting ansich, eher um das was ich gefühlt habe.
Das Birdie, was Flügelschlagend und bunt umherwirbelte , ein bischen wie nicht von dieser Welt, immer auf der Suche nach dem Ausgang aus dem Käfig, war seinem Käfig entwachsen und zur Ruhe gekommen.

Es fliegt noch, aber hat keinen Höhenkoller mehr!

Bowie würde sagen: „Alle meine Figuren haben ihren Zweck erfüllt, jetzt können sie in Rente gehen! “