Jahresrückblick 2020

Hättet ihr zu Beginn des Jahres gedacht, was im Jahr 2020 auf euch zukommt? Es fing doch eigentlich ganz gut an…
Doch dann : Die Corona-Krise hat fast alle Bereiche unseres Lebens vollkommen auf den Kopf gestellt – nichts scheint mehr wie es einmal war.

Nach dem erstmaligen Auftreten des Virus in der chinesischen Millionenmetropole Wuhan breitete sich das Virus binnen weniger Wochen erst in den Nachbarländern und dann nahezu über die ganze Welt aus und forderte weit über eine Million Menschenleben.

Neben den gesundheitlichen Aspekten sind auch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen gravierend.

So kam die Wirtschaft zeitweise nahezu vollständig zum Erliegen, soziale Kontakte wurden auf ein Minimum beschränkt und auch das kulturelle Leben blieb von den Pandemie-Folgen nicht verschont.

Eine zeitlang schien die Welt stillzustehen. Leere Straßen, leere Büros, Ansprechpartner nicht erreichbar, Geschäfte zu, Ausgangssperren, keine Parties, keine Konzerte, keine Kultur.
Stattdessen: Home Office, Online Videokonferenzen, Zoom meetings mit Freunden … alles plötzlich virtuell oder gar nicht.

Sicher gehöre ich zu den wenigen priveligierten, die die ganze Zeit über volles Gehalt und gute Arbeitsbedingungen hatten und haben.
Ich weiß, dass es bei vielen anders aussieht. Auch bin ich in der glücklichen Lage mit meinem Partner zusammen zu leben und das Ganze nicht alleine überstehen zu müssen oder gar in Angst oder groll leben zu müssen, weil mein Partner sich als Schläger oder sonstwas entpuppt.
Ich habe wirklich Glück! Dafür bin ich sehr dankbar und weiß es zu schätzen!

Corona hat uns die Dinge neu denken gelernt, hat die Prioritäten neu gesetzt.

Was wird bleiben und was unwiderruflich verloren sein? Gerade beim Thema Kultur? Mir macht der Rück- sowie der Ausblick beim Thema Kultur doch ein wenig Angst. Kein gutes oder angenehmes Gefühl!

 Ich bin froh, dass wir im Januar  nach Lanzarote geflogen sind. Denn ab März ging der Wahnsinn los…
Über Pfingsten waren wir zumindest für einen Kurzurlaub in Thüringen Campen. Sowie im Sommer ein paar Wochen im Allgäu mit unserem Bus.
Viele schöne Termine standen in meinem  Kalender für 2020. Ich hatte mir einiges versprochen von dem Jahr. Doch es kam ganz anders.

Viele von uns haben sich verirrt und auch geirrt. Viele von uns haben sich gefunden, und haben einen neuen Weg beschritten. Viele von uns schauen noch, beobachten, warten.
Viele glauben es wäre etwas verloren. Viele trauern. Und der Prozess der Trauer bewältigt jeder Mensch anders. Die einen weinen, die anderen klagen, wieder andere sind wütend und kämpfen gegen die Ungerechtigkeit des Lebens an.

Wo bist du? Wie reagierst du auf Schmerz, auf Verlust, auf radikale Veränderung. Was hat dieses Jahr mit dir gemacht?

Für mich fühlt es sich an, als wären viele von uns gefordert wirklich er-wachsen zu werden. Das bedeutet für mich Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung für mich und für die die ich liebe, Verantwortung für die Gesellschaft, in der ich auch in Zukunft leben will.
Das eigene Ego muss noch mehr durchsucht werden. Der eigene Schweinehund überlistet.
Denn gerade wenn man sehr isoliert ist, kann dieser unendlich mächtig werden. Die eigene Wahrnehmung in unseren jeweiligen Blasen erkennen und versuchen Objektiv zu sein.
In Krisenzeiten müssen wir umdenken und uns auf andere unserer Eigenschaften berufen.

Die eigene Erdung ist sicher eine grosse Hilfe um durch diesen Wandel zu wandeln. Um die Wunden die aufbrechen zu versorgen. Um die Wunder zu erkennen, die in diesem Prozess stecken. Es ist nicht alles schlecht! Denn in jedem Anfang wohnt ein Zauber, der uns wachsen lässt.

Wohin hat mich dieses Jahr gebracht? An andere Orte wie ich es mir vorgestellt habe. Das Leben hat mich aufgebrochen.
Vermutlich hätten wir uns ohne Corona keinen Kleingarten zugelegt und diesen mit Hingabe bewirtschaftet.
Vermutlich hätte ich ohne Corona nicht soviel Zeit und Sorgfalt in die Bepflanzung meines Balkons gelegt. Ich habe quasi meinen Grünen Daumen entdeckt.
ich habe in diesem Jahr neben Kräutern und Kapuzzinerkresse, Salat und Tomaten auf dem Balkon angebaut.
Im Garten hatten wir auch eine reichliche Ernte. Ich habe sogar erstmals selber Marmelade eingekocht.
Den ganzen Winter über Tee aus selbst getrockneten Kräutern geniessen ist herrlich!

Desweiteren haben wir wieder eine Samtpfote in unser Heim einziehen lassen. Lily benötigte Anfangs auch sehr viel Zuwendung. Es war nicht immer leicht mit ihr. Auch hier war es gut, dass wir wegen Corona so viel zu Hause sind.
Sie ist das kuscheligste Katzentier was man sich vorstellen kann.
Ihre Zuneigung hilft in trüben Momenten sehr.

Auch wenn Georgien nicht geklappt hat, bin ich doch einem Reitverein beigetreten und auch im Allgäu geritten. Pferde geben mir sehr viel. Wenn ich auch mit Reitlehrern und Menschen so meine Probleme habe.

Diese Zeit ist wahrlich ein Lehrer und wir sind die Schüler… und es zeigt sich, was wir gelernt haben. Welcher Linie wir gefolgt sind und ob wir es weiter tun, oder abbrechen… uns verlieren, radikalisieren oder neu erobern.

Dies ist der Wandel, von dem wir alle immer geredet haben, den wir uns erhofft haben und jetzt wo er da ist wird er zerfetzt. Doch ich finde wir sollten ihn nutzen. Das Gute darin sehen. Versuchen positiv zu bleiben und die viele Zeit die wir quasi geschenkt bekommen für unsere eigene Transformation nutzen.

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Ich weiß, dass ist leicht gesagt. Es gibt so viel was einen dieser Tage zu schaffen macht. Denn aktuell befinden wir uns ja wieder im Lockdown.
Das diesjährige Weihnachtsfest hat nicht viel von Besinnlichkeit, denn der Ausblick auf das neue Jahr hat schon jetzt einen bitteren Beigeschmack.

Der angekündigte Impfstoff wird kein Allheilmittel sein.
Die extreme Armut nimmt zu. An den Börsen brechen die Kurse ein, der Ölpreis stürzt ab…
Fragen machen sich breit, wie z.b.:

– kommt der weltweite Konjunktureinbruch?
–  schreitet die Inflation voran?
– ist mein erspartes sicher oder bald nichts mehr wert?
– werden wir je zu einer Eigentumswohnung kommen?
– durch Klimaveränderungen gewinnen Zoonosen immer mehr die Oberhand, ist Corona nur der Anfang?

Die Umwelt und die Tierwelt leiden, damit wir uns für zwei Euro pro Kilogramm jeden Tag im Supermarkt Fleisch ohne Ende kaufen können, damit wir die neueste Mode tragen können, damit wir günstig tanken, möglichst preiswert und trotzdem bequem leben können. Dafür wird anderswo rücksichtslos Regenwald abgeholzt, Wildtieren der Lebensraum genommen, während Masttiere auf engstem Raum gehalten werden.

Das alles steigert über verschiedenste Wege eine bestimmte Wahrscheinlichkeit: Nämlich die, dass zukünftig weitere Krankheitserreger vom Tier auf den Menschen überspringen. Solche Zoonosen gibt es schon ewig – und es wird sie in Zukunft wohl häufiger geben.

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Trotz allem wünsche ich uns  möglichst erholsame Feiertage. Lasst Euch nicht unterkriegen. Macht das Beste draus! Vor allen Dingen aber wünsche ich uns allen Gesundheit. Was für ein hohes Gut das ist, wird uns gerade sehr deutlich vor Augen geführt.